Von Sanguisorba und Natrix auf der Gutenhalde

Mit Thekla Walker unterwegs in der Natur

Das Areal der Gutenhalde in Filderstadt-Bonlanden bietet einmalige Aus- und Einblicke: Ausblicke ins idyllische Bombachtal und den grünen Schönbuch und Einblicke in den Artenreichtum der Wiesen- und Heckenstrukturen.

Der Wiesenknopf, eine krautige Pflanze und die Ringelnatter sind es, die sich hinter den Fachbegriffen verbergen. Sie sind aber nur zwei der vielen Tier- und Pflanzenarten, die auf der Gutenhalde zu finden sind. Unter der fachkundigen Führung der Biotopkartierer, einer ehrenamtlichen Naturschutzgruppe in Filderstadt, war ich mit Thekla Walker MdL auf dem Gelände unterwegs. Viele der teils seltenen und teils häufigen, aber nicht zwingend geläufigen Arten wurden uns während des naturfachlichen Rundgangs vorgestellt und erläutert. Manch ein Kräutlein fand sein Weg in die Münder der interessierten Gesellschaft. Thekla Walker und ich bedankten uns für das langjährige Engagement der „Biotoper“, wie sie gerne abgekürzt genannt werden, für ihre Pflegeeinsätze und das Überleben seltener Arten. Im Gespräch wurde deutlich, wie wichtig die Bildung auch für den Naturschutz ist. Dasselbe gilt aber auch für eine andere Landnutzung, in der weniger verbaut wird, mehr Flächen unter Schutz gestellt werden und Bächen und Flüssen Platz zugestanden wird, sich ausbreiten zu können – was auch dem Hochwasserschutz dient.

Thekla Walker ging nach dem Spaziergang auf das vor wenigen Tagen in den Landtag eingebrachte Klimaschutzgesetz ein. Es sieht beispielsweise den massiven Ausbau von Wind- und Sonnenstrom vor, indem zwei Prozent der Landesfläche dafür vorgesehen werden soll. Auf Dächern sollen Photovoltaik-Anlagen mehr und mehr zur Pflicht werden. Eine solche Entschlossenheit würde ich mir auch auf Bundesebene wünschen. Alleine Ziele zu definieren reicht nicht. Wir brauchen einen früheren Kohleausstieg, den Ausbau der Erneuerbaren und wirksame Maßnahmen wie den Abbau der Diesel-Subvention und mehr Gleisanschlüsse in Industriegebieten, um mehr Güter auf die klimafreundlichere Schiene verlagern zu können.

Eingeladen war auch Raphael Stäbler, um die Produkte seiner Marke „Ajaa!“ vorzustellen. Unter diesem Namen werden Schüsseln, Getränkeflaschen und Kindergeschirr vertrieben, bei denen Erdöl durch Reststoffe aus der Zuckerrohr-verarbeitung ersetzt wird. Das Material erfüllt die positiven Eigenschaften von Kunststoffen, kann aber als klimaneutral gelten.­


 

Plastikmüll überall - gibt es einen Ausweg?

Plastikverpackungen mögen in vielen Fällen praktisch sein. Meist haben sie jedoch bereits nach kürzester Zeit ausgedient und stellen dann für die Umwelt ein Problem dar. Ein Teil wird achtlos weggeworfen. Ein Teil landet in Flüssen und Meeren und bedroht erst die Tierwelt, um dann womöglich in die menschliche Nahrungskette zu gelangen. Ein anderer Teil wird verbrannt oder mit unklarem Verbleib exportiert. Die Recyclingquote ist niedrig.

So lautete ein Teil der Ankündigung einer Veranstaltung, die ich gemeinsam mit Fritz Mielert vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg ausrichtete. Wir gingen einigen grundlegenden Fragen nach: Welcher Umwelt- und Gesundheitsfolgen hat unser oftmals achtloser Umgang mit Plastik? Wie kann Plastikmüll vermieden und wie kann ein Wertstoffkreislauf aufgebaut werden?

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Mehr Klimaschutz beim Wohnen, in Landwirtschaft und Verkehr

Interview mit Matthias Gastel

Simone Helmschrott und Nico Boldt vom Kreisvorstand der Grünen im Kreis Esslingen befragten Matthias Gastel zu seinen Zielen bei der Bundestagswahl am 26. September 2021.

Warum möchtest du weiterhin als Bundestagsabgeordneter wirken? Was treibt dich an für eine weitere Legislaturperiode, was sind deine Ziele?

Matthias: Für den Klimaschutz müssen wir vor allem in den drei Bereichen Energie/Wohnen, Landwirtschaft und Verkehr deutlich vorankommen. Ich stehe mit der Verkehrspolitik für eine der drei besonders relevanten Sektoren und eine andere Politik als die, die wir in den letzten Jahrzehnten erleben mussten. Wir haben als Bundestagsfraktion mit Fachleuten zusammen viele gute Konzepte entwickelt. Dies gilt auch für mich und die Bahnpolitik, meinen Schwerpunkt. Wir wollen die Infrastruktur – anders als heute - gewinnfrei geführt haben, besser Instand halten und schneller bedarfsgerecht ausbauen und modernisieren. Wir wollen die Angebote für die Fahrgäste ausbauen und für eine bessere Verlässlichkeit sorgen. Ökologisch schädliche Subventionen wollen wir abbauen. Darunter fallen die steuerliche Begünstigung von Dieselkraftstoff und die Förderung von Regionalflughäfen. Ganz besonders wichtig ist, dass ernst gemacht wird mit der Verlagerung von mehr Gütern auf die Schiene. Leistungsfähigere Schienenwege, niedrigere Trassenpreise, mehr Gleisanschlüsse für große Industrieunternehmen und die Ausweitung der Lkw-Maut helfen, aus den Sonntagsreden herauszukommen. Im Verkehrsbereich werden heute zu viele Ressourcen verschwendet, Flächen aufgefressen und das Klima belastet. Das muss sich ändern! Daran will ich aktiv mitwirken …

Im neuen Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg ist ja die sogenannte „Mobilitätsgarantie“ ein wichtiges verkehrspolitisches Ziel. Was verbirgt sich dahinter, und wie bewertest du das Verkehrskapitel im Koalitionsvertrag?

Das Verkehrskapitel ist aus meiner Sicht fast durchweg gelungen und trägt eine deutlich grüne Handschrift. Neben der Ergänzungsstation für Stuttgart 21 ist die erwähnte Mobilitätsgarantie elementarer und herausragender Bestandteil. In einem ersten Schritt soll bis zum Ende der Legislaturperiode ein Stundentakt in allen geschlossenen Ortschaften des ländlichen Raums und ein Halbstundentakt in den Städten als Mindestangebot des öffentlichen Nahverkehrs umgesetzt werden. Dies soll von fünf Uhr morgens bis Mitternacht gelten. Dafür sollen auch „flexible und nachfragegesteuerte On-Demand-Angebote“ zum Einsatz kommen. Anders ausgedrückt: Das Land möchte in allen Regionen Mobilität ohne eigenes Auto ermöglichen. Das ist in einem Flächenland ein großes Ziel. 

Kann manches davon auch auf Bundesebene umgesetzt werden? Was sollte eine neue Regierung deiner Meinung nach jetzt dringend anpacken?

Die Mobilitätsgarantie dürfte auch ein Projekt von uns Grünen auf Bundesebene werden. Im Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg findet sich überhaupt vieles, was sich ziemlich sicher auch im Wahlprogramm des Bundesverbandes wieder finden wird: Höhere Investitionen in die Schiene und Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken, günstigere Tickets und der Ausbau der Radwege, um einige Beispiele zu nennen. 

Warum gibt es keinerlei Baustopp für Autobahnen im Grünen Bundestags-Wahlprogramm?

Im Entwurf für unser Wahlprogramm heißt es: „Die anstehende Überprüfung des aktuellen Bundesverkehrswegeplans werden wir nutzen, um nicht planfestgestellte Straßenneubauprojekte, insbesondere Autobahnabschnitte, noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und mit einem Klima- und Umweltcheck neu zu bewerten. Die Investitionen werden wir umschichten zugunsten der Sanierung maroder Infrastruktur und des Ausbaus der Schienen- und Radwegeinfrastruktur.“ Ich finde die Formulierung gelungen. Sie bedeutet, dass Straßenbauprojekte, die den Klimazielen entgegenstehen, gestrichen werden sollen. Wie weit wir uns damit durchsetzen können, hängt von unserer Stärke nach der Wahl ab. Natürliche Verbündete für dieses Ziel finden wir nämlich leider in keiner anderen Partei.

Welche Rolle siehst du für Grünen Wasserstoff für Deutschland in der Zukunft?

Wir brauchen dringend Wasserstoff. Es muss aber grüner Wasserstoff aus zusätzlich erzeugtem bzw. überschüssigem Ökostrom sein. Der wird dann insbesondere für Industrieprozesse wie in Hochöfen gebraucht. Benötigt werden Wasserstoff und E-Fuels aber auch im Verkehrsbereich, wo batterieelektrische Antriebe nicht in Frage kommen. Dies gilt vor allem für Schiffe und Flugzeuge. Damit das ökologisch einen Sinn ergibt, müssen wir die Erneuerbaren massiv ausbauen. 

Wo oder wie tankst du auf? Was gibt dir aktuell Kraft im Alltag?

Ich habe es seit dem ersten Lockdown geschafft, von fünf oder sechs Ausnahmen abgesehen, jeden Morgen eine Runde laufen zu gehen. Danach lassen sich gerade in aufgewühlten Zeiten lange Arbeitstage gleich viel besser durchhalten.

Die Fragen stellten Nicolai Boldt und Simone Helmschrott.